Das Geschäft mit dem Müll - Biogas aus Abfall
Während Energiepflanzen in Konkurrenz zum Nahrungsmittelanbau stehen, dreht ein Unternehmen den Spieß um und wandelt vermeintliche Abfälle in Bioenergie um. Das senkt nicht nur die Entsorgungskosten, sondern schont auch die Umwelt. Die technisch ausgefeilten Abfallvergärungsanlagen der n-bio GmbH sortieren Verpackungsreste automatisch aus und werden dabei sogar mit Pralinen fertig. Auch der Gärrest wird von den Anlagen des Unternehmens rein gehalten und von Keimen befreit, um als landwirtschaftlicher Dünger genutzt zu werden. Mit Anwendung des „Dänischen“ Prinzips sichert Geschäftsführer Michael Schuster eine energiesparende Produktion von Biogas.
Michael Schuster, Gründer und Geschäftsführer der n-bio GmbH.
© Alexander Lipinski
Herkömmliche kommerzielle Biogasanlagen sind häufig sehr groß und verschlingen große Mengen an Energiepflanzen, besonders Mais. Denn Mais ist nach Michael Schuster sehr ertragreich. „Das trifft sowohl auf den Anbau zu, in dem Landwirte viel Erfahrung haben, als auch auf die Methangewinnung. Im Gegensatz zu anderen Pflanzen enthält Mais nämlich besonders wenig Lignin, einem Stoff, der die Verholzung von Pflanzen bewirkt und der genauso wie Holz nur aerob abbaubar ist“, erklärt der Geschäftsführer der n-bio GmbH aus Konstanz. Weil die Umwandlung von Biomasse in Methan aber nur unter Luftausschluss funktioniert, muss ein Biogasreaktor mit Rohstoffen wie Mais versorgt werden. Die zunehmende Nutzung von Agrarfläche zur Energie- statt Nahrungsproduktion wird zunehmend heftig diskutiert. „Derzeit werden auf etwa 10 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche Energiepflanzen angebaut. Wieweit diese Fläche noch gesteigert werden soll ist letztendlich eine politische Entscheidung“, sagt Schuster. Alternativ setzt die n-bio GmbH vermehrt auf Energie aus Abfällen, die sowie entsorgt werden müssen.
Auch Pralinen in der Verarbeitung
Sinnvoll genutzt: Der Abfall wird in Biogasanlagen von Bakterien zu Methan vergoren.
© n-bio GmbH
Die Verwertung von Abfällen ist sicherlich eine attraktive Alternative zu Energiepflanzen, nicht nur für Biogasanlagenbetreiber sondern auch für die Abfallproduzenten, die diesen loswerden wollen. Schließlich fällt der Abfall ohnehin an, muss nicht extra angebaut werden und wir dazu noch sinnvoll zur Energiegewinnung genutzt. „Biomüll ist für Vergärungsanlagen zwar geeignet, es enthält allerdings relativ viel mit Holz durchzogenen Grünschnitt, was sich negativ auf die Methanproduktion auswirkt“, bemerkt Michael Schuster, der an der Universität Konstanz Biologie studiert hat. Attraktive Quellen sind vor allem Großküchen, Supermärkte und die Lebensmittel verarbeitende Industrie, die täglich Massen an Nahrungsmitteln entsorgen müssen. Einige Entsorgungsunternehmen lassen sich daher Biogasanlagen bauen, um eine zuverlässige und wirtschaftliche Verwertung für den Müll zu erzielen. „Meiner Meinung nach ist die Biogasanlage für den Abfall die sinnvollste und günstige Entsorgungsmöglichkeit. Eine Verbrennung kostet beispielsweise deutlich mehr“, sagt der Geschäftsführer von n-bio.
Der technische Anspruch an Abfallvergärungsanlagen ist allerdings sehr hoch. Schließlich ist der Supermarkt-Müll, neben der energiereichen Nahrung, voll von Plastikverpackungen, Glas, Knochen und anderen nicht verwertbaren Materialien. „Bei der Vergärung sind diese Stoffe nur in rauen Mengen problematisch, im Gärrest stören sie aber, da dieser zur Düngung landwirtschaftlich ausgebracht wird“, erklärt Michael Schuster. n-bio Anlagen können diese Störstoffe aussortieren. Tatsächlich können die Anlagenbetreiber den Abfall im Bezugszustand den Biogasanlagen zuführen, in welchen durch Siebe und weitere Abscheider nur die Biomasse passieren kann. „Wir haben auch Anlagen, die Pralinen verarbeiten. Die Technik packt das und sortiert die Verpackung aus, nur sollte man die Entsorgungskosten des vielen Plastiks berücksichtigen“, fügt er hinzu.
Mit dem Gärrest Felder düngen
Beim „Dänischen“ Prinzip sind Rührwerk und Motor an der Fermenteroberseite angebracht. Das reduziert den Stromverbrauch und vereinfacht den Zugriff.
© n-bio GmbH
Nach der Vergärung muss der übrigbleibende Gärrest von Keimen befreit werden, damit bei der Düngung keine Krankheitserreger auf die Felder gelangen. Auch hierfür sorgen die n-bio Biogasanlagen. Die Hygienisierung ist abgeschlossen, sobald der Gärrest gemäß der gesetzlichen Verordnung eine Stunde lang auf 70 Grad Celsius erhitzt wurde. Nach Abschluss der Prozedur muss der Gärrest teilweise weiter aufbereitet werden, um ihm beispielsweise Stickstoff zu entziehen. Diese Verfahren sind allerdings sehr aufwändig.
Bei dem Bau von Biogasanlagen gehen viele Unternehmen nach bekannten Konzepten vor und funktionieren beispielsweise bestens bekannte Güllebehälter einfach um. Das hat allerdings den Nachteil, dass die empfindliche Technik großteils in den gärenden Innenräumen angebracht und nur schwer zugänglich ist. Die n-bio GmbH geht hierbei andere Wege und baut ihre Anlagen vorwiegend nach dem weniger bekannten „Dänischen“ Prinzip. „Dabei wird das Rührwerk samt Motor an der Oberseite des Fermenters angebracht, ist besser geschützt und verbraucht zudem weniger Energie“, erklärt Michael Schuster. Diese effektive Bauart ist kurzfristig zwar teurer und lohnt erst bei Anlagen mittlerer Größe ab 500 kW, zahlt sich dann aber aus.
Um das Verfahren der Biogasproduktion weiter zu verfeinern, kooperiert n-bio mit der Konstanzer bio-ferm Research GmbH sowie Forschungseinrichtungen in Großbritannien. Die Versuchsanlagen führen unter anderem Pilotversuche zur Vergärung von Abfällen aus der pharmazeutischen Industrie durch. Die erste derartige Biogasanlage ist bereits geplant und könnte bald realisiert werden.
Deutsche Biogas-Branche im Umbruch
Michael Schuster sieht allerdings einschlägige Veränderungen auf den Biogasmarkt zukommen. „In Deutschland wird es einen Einbruch im Biogasmarkt geben, da sind sich alle einig, aber uns trifft das hoffentlich nicht so hart“, sieht der Geschäftsführer der n-bio voraus. Als Hauptgrund dafür sieht er die überarbeitete Gesetzesvorlage für staatliche Förderungen, die zwar gute Anreize biete, in vielen Details aber ungenau sei und Investoren abschrecke. „Beispielsweise heißt es in einer Gesetzesstelle, dass die Verweilzeit der Anlagen mindestens 150 Tage betragen muss. Allerdings kommt dies aus einer Richtlinie, in der ausdrücklich von der durchschnittlichen Verweilzeit die Rede ist. Wahrscheinlich ist letztere auch gemeint, aber falls es doch die absolute Verweilzeit ist, müsste die Anlage von Beginn an völlig anders aufgebaut werden“, ärgert sich Michael Schuster über das Erneuerbare Energien Gesetz. Die Clearingstelle EEG in Berlin wird die Unklarheiten aber hoffentlich bald aus der Welt schaffen.
Trotz all der schlechten Vorhersagen in der Branche geht es der n-bio allerdings gut. Der Geschäftsführer plant sein Unternehmen weiter am Standort in Konstanz auszubauen. Nicht zuletzt auf Grund der Marktprognosen für Deutschland drängen momentan viele Biogas-Unternehmen ins Ausland. Dies sieht Herr Schuster aber relativ gelassen, denn „wir haben nach wie vor einen technologischen Vorsprung“, sagt er optimistisch.