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Der Weg führt über die Chemie

Verstädterung, Klimaveränderung und Bevölkerungsexplosion mit wachsendem Energiebedarf - wichtige Beiträge zur Lösung der Herausforderungen von morgen sind in der Chemiebranche mehr als gefragt. Forschungsthemen der Zukunft seien jedoch nur durch internationale und interdisziplinäre Zusammenarbeit lösbar, wie Dr. Andreas Kreimeyer, Vorstand des weltgrößten Chemiekonzerns BASF bei einem Gastvortrag in Konstanz verdeutlichte. Seit Jahren gehören Industrielle Biotechnologie und Pflanzenbiotechnologie zu den Wachstumsclustern der BASF.

Dr. Andreas Kreimeyer, Forschungsvorstand von BASF © BASF

„Die Herausforderungen von morgen lassen sich nicht mit den Produkten und Technologien von heute lösen", plädierte BASF-Forschungsvorstand Dr. Andreas Kreimeyer bei seinem Gastreferat in Konstanz für einen partnerschaftlichen Schulterschluss von Politik, Forschung und Wirtschaft bei der Erarbeitung neuer Konzepte und veranschaulichte seine Thesen an Beispielen aus der BASF-Forschung. Rund eine Milliarde Euro plant das Unternehmen in Forschung und Entwicklung in seinen Wachstumsclustern Energiemanagement, Pflanzenbiotechnologie, Industrielle Biotechnologie, Nanotechnologie und Rohstoffwandel von 2009 bis 2011 zu investieren. Forschung und Entwicklung, die den aufkommenden Megatrends wie der wachsenden und alternden Bevölkerung, der zunehmenden Verstädterung, dem kontinuierlich steigendem Energiebedarf sowie der fortschreitenden Globalisierung und Internationalisierung von Märkten entgegenwirken soll.

60 Prozent der gesamten Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen für neue Materialien und Vorprodukte entfallen in der Bundesrepublik auf die chemische Industrie“, verwies Dr. Andreas Kreimeyer auf die Rolle des Innovationsmotors Chemie. Sie ist damit wichtigster Lieferant neuer Materialien und Vorprodukte für andere Branchen und gibt wichtige Technologie Impulse. Das reicht von regenerativen Energien mit der Entwicklung von Solarzellen bis zu neuen formen der Mobilität geht, wo Batterien für Elektrofahrzeuge entwickelt werden.

Bald auf dem Markt: Neue Produkte aus Wachstumsclustern

Über 9.300 BASF-Mitarbeiter sind aktuell in zirka 3.300 F&E-Projekten tätig © BASF

Im Bereich der Pflanzenbiotechnologie will BASF ab 2012 gemeinsam mit dem Unternehmen Monsanto mit verbesserten Nutzpflanzen landwirtschaftliche Erträge um 6 bis 10 % unter gängigen Anbaubedingungen steigern. „Erste Feldversuche sind positiv verlaufen und eine höhere Widerstandsfähigkeit, beispielsweise bei Trockenheit, ist zu erkennen“, so Dr. Andreas Kreimeyer. Zentrale Themen der Forschungsstrategie des Chemieunternehmens in diesem Wachstumscluster sind Beiträge zu einer effizienteren Landwirtschaft sowie zu verbesserter Gesundheit und Ernährung von Menschen und Tieren.

Beim Wachstumscluster „Industrielle Biotechnologie“ setzt BASF seine Kräfte auf Biopolymere, Chemikalien via Biokatalyse und Fermentation sowie Performance Biologicals, während beim Themenfeld „Nanotechnologie“ neben neuartigen Displaymaterialien, gedruckter Elektronik und Schäumen auch medizinisch-technische Anwendungen wie zum Beispiel die Erforschung von antimikrobielllen Oberflächen für medizinische Geräte im Vordergrund stehen.

Über 9.300 BASF-Mitarbeiter sind aktuell in zirka 3.300 F&E-Projekten tätig. In ca. 1.900 Kooperationen arbeitet BASF zusammen mit Kunden, Universitäten, Forschungsinstituten, Hightech Joint Ventures und Industriepartnern. Trotz Krise wurden in 2009 Ausgaben in Forschung und Entwicklung in Höhe von 1,4 Milliarden Euro getätigt. Weltweit beschäftigt der Chemiekonzern rund 105.000 Mitarbeiter an etwa 170 Standorten. Kreimeyer ließ einblicken, dass ein Chemieunternehmen heutzutage hunderttausende Tonnen Basis-Chemikalien genauso verkaufen müsse wie eine Systemlösung für neuartige Batterien. Dies bedeute allerdings nicht, nur Produkte anzubieten, sondern auch das Wissen, wie diese optimal beim Kunden eingesetzt werden können, so Kreimeyer.

Innovationen konfliktbehaftet aber überlebenswichtig

„Das Ausmaß der gegenwärtigen Veränderungsprozesse, die sich aus den Megatrends ergeben, wird nicht immer in vollem Umfang erkannt", rief Kreimeyer bei seinem Vortrag zum Nachdenken auf. Gerade Innovationen seien eine entscheidende Voraussetzung für die Entwicklung, sowohl von einzelnen Unternehmen wie von Gesellschaften, so der Forschungschef der BASF. Hierzu wünscht sich Kreimeyer generell ein innovationsfreundlicheres Klima und er nahm auch die industrielle und universitäre Forschung in die Pflicht. „Der Öffentlichkeit muss Forschungsarbeit auf verständliche Art und Weise vermittelt werden. Aufklärung sowohl über Risiken als auch über Chancen von neuen Technologien muss verstärkt in den Vordergrund rücken", so der Spitzenmanager.

Eine generelle Ablehnung gegenüber Neuem sei aufgrund der Herausforderungen der Zukunft fehl am Platz. „Ein pauschaler Verzicht auf Innovationen zum Beispiel aus der Gentechnik ist der falsche Weg", bemerkte Dr. Andreas Kreimeyer bei seinem Votrag. Dr. Andreas Kreimeyer trat 1986 in das Hauptlaboratorium der BASF ein. Seit 2003 ist er im Vorstand und für die Bereiche Inorganics, Petrochemicals, Intermediates, Chemical Research & Engineering sowie die BASF Future Business verantwortlich.

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