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"Zum Mitmachen anregen" im Jahr der Wissenschaft

Bei der begehrten Auszeichnung als "Stadt der Wissenschaft" musste sich Konstanz in diesem Jahr der Siegerstadt Oldenburg knapp geschlagen geben. Für die Bodenseestadt jedoch kein Grund, nicht am geplanten "Wissenschaftsjahr 2009" festzuhalten. Mit vielen grenzüberschreitenden Projekten möchte Konstanz gemeinsam mit den Hochschulen und vielen anderen Partnern die Bevölkerung insbesondere auch für die Naturwissenschaften begeistern und die Bürger auf dem Weg in die Wissensgesellschaft begleiten.

Leiterin des Projekts "Jahr der Wissenschaft": Dr. Ursula Herold-Schmidt (Foto: Statnik)
Innovation, Bildung und Kultur – diese inhaltlichen Schwerpunkte stehen im Mittelpunkt des Konstanzer „Jahr der Wissenschaft 2009“. Mit Vorträgen, Tagen der offenen Türen, Mitmach-Aktionen, Ausstellungen und intensiven Begegnungen hat die Stadt Konstanz in Zusammenarbeit mit Unternehmen, Bildungseinrichtungen und Organisationen ein breit gefächertes Programm rund um die Wissenschaft auf die Beine gestellt, das die Menschen in der länderübergreifenden Bodenseeregion zum Mitdenken und Mitwirken aktivieren soll. „Wir möchten die Wirtschaft, Forschung und Kultur miteinander vernetzen, Menschen und Institutionen zusammenbringen und ein nachhaltiges Interesse der Bevölkerung an den Wissenschaften wecken“, beschreibt die Projektleiterin der Stadt Konstanz, Dr. Ursula Herold-Schmidt die Hauptziele im Wissenschaftsjahr.

Projekte zur Information und aktiven Teilnahme

Insbesondere Naturwissenschaften und Technik stehen bei den vielfältigen Aktionen und Maßnahmen im Vordergrund. Schranken zwischen den Disziplinen sollen abgebaut werden, wenn Naturwissenschaftler der Universität Konstanz jeden letzten Freitag im Monat die Pforten ihrer Labore für ihre geisteswissenschaftlichen Kollegen öffnen.
Neben einer Laborführung erhalten die Germanisten, Historiker oder Soziologen einen Vortrag, bei dem die wesentlichen Forschungsbereiche der Naturwissenschaftler kurz und allgemeinverständlich vorgestellt werden. Bei vielen anderen Projekten wiederum soll die gesamte Bevölkerung an richtiger Forschungsarbeit beteiligt werden. In Zusammenarbeit mit dem Limnologischen Institut der Uni Konstanz beispielsweise werden Schüler aller Altersklassen, Vereine oder Einzelpersonen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz gemeinsam den Bodensee vermessen und dabei Daten über Temperatur, Strömungsgeschwindigkeit oder die Schadstoffverteilung sammeln. „Den Menschen soll neben einem Wir-Gefühl vermittelt werden, wie sehr ein erfolgreiches kollektives Projekt von der zuverlässigen Mitarbeit eines jeden Einzelnen abhängt“, so Dr. Ursula Herold-Schmidt.

Bio- und Nanotechnologie hautnah gibt es für Kinder und Jugendliche in aufregender Atmosphäre zu erleben. In Kooperation mit BioLAGO werden anlässlich des „Wissenschaft trifft Wirtschaft“-Tages die mobilen Forschungslabore „BioLab“ und „Nano-Truck“ auf eine Bodenseefähre gebracht. Zudem werden sie Alt und Jung eine ganze Woche lang in der Konstanzer Innenstadt in den Nano- und Biokosmos entführen. Das Thema Gentechnologie wird zugleich in einer Veranstaltungsreihe der Konstanzer Volkshochschule vertieft. „Die Veranstaltungen sollen jedem die Möglichkeit geben, sich eine eigene Meinung zur Gentechnik bilden zu können“, sagt Dr. Ursula Herold-Schmidt.

Naturwissenschaften als etwas Spannendes präsentieren

Prorektor der Universität Konstanz für Forschung: Prof. Dr. Ulrich Rüdiger (Foto: Uni Konstanz)
Laut der Projektleiterin habe bei der Konzepterstellung zum „Jahr der Wissenschaft“ vor allem die „grenzüberschreitende Nachwuchsförderung in den technischen und naturwissenschaftlichen Disziplinen“ eine wesentliche Rolle gespielt. Ziel sei es, den Jugendlichen zu zeigen, „wie viel Mathematik oder Biotechnologie in ihrem Alltag“ steckt. In der Verantwortung, die Neugier bei Kindern und Jugendlichen für Chemie, Biologie oder Physik zu steigern, sieht sich auch die Universität Konstanz und wartet im „Wissenschaftsjahr“ mit einem breiten Spektrum an Aktionen auf. Wie der Prorektor für Forschung, Prof. Ulrich Rüdiger berichtet, werde beispielsweise der Fachbereich Biologie eine „Kinder-Uni“ mit Vorlesungen und Veranstaltungen zum Thema Naturwissenschaften anbieten. In Planung sei außerdem der Aufbau eines „Schülerinnenlabors mit naturwissenschaftlichen Inhalten“.

Darüber hinaus werde zurzeit im Rahmen einer Promotionsarbeit ein „Wissenskoffer für Kindergärten und Grundschulen mit naturwissenschaftlichen Schlüsselphänomenen entwickelt“, so Ulrich Rüdiger. Das in Kooperation mit der Pädagogischen Hochschule Thurgau ausgearbeitete Projekt solle einen frühzeitigen interessierten sowie natürlichen Umgang mit Naturwissenschaft und Technik ermöglichen. „Mit Kindern kommuniziert man, indem sie aktiv beteiligt werden“, begründet der Prorektor der Universität für Forschung die mit dem Projekt verbundene Art der Wissensvermittlung. Generell hält Prof. Ulrich Rüdiger bei der Weitergabe von Wissen die Inhalte und den Grad an Allgemeinverständlichkeit für entscheidend. „Ein schlechter Inhalt wird auch durch die Art der Vermittlung nicht besser“, so der Physiker.

Ob die zahlreichen modernen und interaktiven Formate wie Biotruck, Wissensfähre oder Bildungsturm ein nachhaltiges Interesse der Jugend an den Naturwissenschaften entfachen werden, könne laut Dr. Ursula Herold-Schmidt erst langfristig gesehen beantwortet werden. „Diese Art von Wissenskommunikation steckt noch in den Kinderschuhen, so dass man ihre Wirkung erst in den nächsten Jahren feststellen kann, da ein Erfolg an Besucherzahlen allein nicht messbar ist“, so die Projektleiterin des „Wissenschaftsjahres“. Nach dem „Jahr der Wissenschaft“ wird das Projekt in Kooperation mit Eltern- und Schülervertretern, Pädagogen und Sponsoren umfangreich evaluiert. „Bei diesem großen Aufwand, den ein solches Wissenschaftsjahr mitsichbringt, ist es für uns unheimlich wichtig, zu erfahren, was wir bewirkt haben“, erzählt Dr. Ursula Herold-Schmidt. Geplant sei in diesem Zusammenhang auch, die Entwicklung einiger Jugendlicher, die sich am Wissenschaftsjahr aktiv beteiligt haben, über eine längere Zeit zu begleiten.

mst – 25.07.08
© BIOPRO Baden-Württemberg GmbH
Weitere Informationen:
Dr. Ursula Herold-Schmidt
Untere Laube 24
78462 Konstanz
Tel.: +49 (0)7531 900-903
Fax: +49 (0)7531 900-959
E-Mail: wissensbuero@stadt.konstanz.de

Prof. Dr. Ulrich Rüdiger
Fachbereich Physik
Universität Konstanz
78457 Konstanz
Tel.: +49 (0)7531 88-3787
Fax: +49 (0)7531 88-3789
E-Mail: ulrich.ruediger@uni-konstanz.de
Seiten-Adresse: https://www.biooekonomie-bw.de/fachbeitrag/aktuell/zum-mitmachen-anregen-im-jahr-der-wissenschaft