Baden-Württemberg soll "Umweltinnovationslabor" Europas werden
Die Landesregierung will den führenden Platz Baden-Württembergs im Bereich der Umwelttechnik weiter ausbauen. Am 8. Juni gaben Ministerpräsident Stefan Mappus, Umweltministerin Tanja Gönner und Wirtschaftsminister Ernst Pfister den Startschuss für die Landesinitiative Umwelttechnik und Ressourceneffizienz.
Ministerpräsident Stefan Mappus (M.) mit Wirtschaftsminister Ernst Pfister (l.) und Umweltministerin Tanja Gönner (r.) bei der Regierungspressekonferenz am Dienstag (08.06.2010) in Stuttgart.
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„Baden-Württemberg soll zum ,Umweltinnovationslabor Europas’ werden“, kündigte Ministerpräsident Stefan Mappus am Dienstag (8. Juni 2010) nach einer Anhörung von Experten und Unternehmensvertretern der Umwelttechnikbranche in Stuttgart an. Er gab damit zusammen mit Umweltministerin Tanja Gönner und Wirtschaftsminister Ernst Pfister den Startschuss für eine Landesinitiative Umwelttechnik und Ressourceneffizienz. „Baden-Württemberg verfügt über eine breit aufgestellte Umweltforschungslandschaft und hat eine beachtliche Anzahl von weltweit im Bereich grüner Technologien führenden Unternehmen. Wir wollen die sich daraus bietenden Chancen nutzen, die vorhandenen Kompetenzen noch besser miteinander vernetzen und die Vorreiterrolle des Landes bei der Entwicklung, Nutzung und Verbreitung neuer Umwelttechniken weiter voranbringen."
Gründung eines Technologie- und Innovationszentrums und Erstellung von Umwelttechnik-Atlanten
„Umwelttechniken sind aber nicht nur End-of-pipe-Lösungen, also Lösungen, die helfen Umweltbeeinträchtigungen zu reduzieren oder auszugleichen“, erklärte Umweltministerin Gönner. Es gehe vor allem auch darum, Umweltbeeinträchtigungen von vorne herein zu vermeiden, indem z. B. der Material- oder Energieeinsatz in der Produktion optimiert werde. Die angehörten Experten wiesen in diesem Zusammenhang darauf hin, dass in den Bereichen Ressourcengewinnung, -effizienz und -recycling drängende Fragen auf die Wirtschaft zukämen. Schon heute zeichne sich ab, dass Rohstoffe, wie z. B. Edelmetalle, knapp würden. Dies könne erhebliche Auswirkungen auf die Produktion haben. „Genau diesen Fragen wollen wir uns in unserer Landesinitiative besonders widmen“, betonte Mappus. Kernbausteine der Landesinitiative seien die Gründung eines Technologie- und Innovationszentrums Umwelttechnik und die Erstellung eines Umwelttechnik-Atlanten. Insgesamt zwei Millionen Euro stelle das Land 2010 und 2011 für die Landesinitiative zur Verfügung. In den Folgejahren sollen jeweils weitere 870.000 Euro bereitgestellt werden.
Angesichts von globalen Herausforderungen wie des Klimawandels, einer weltweit drohenden Verknappung natürlicher Ressourcen und einer weiter wachsenden Weltbevölkerung seien vorausschauende Weichenstellungen notwendig, die einer nachhaltigen wirtschaftlichen Entwicklung den Weg ebneten. „Das Land soll weiterhin Schrittmacher für Umwelttechniken in Europa sein“, so der Ministerpräsident.
„Dafür haben wir die besten Voraussetzungen“, unterstrich Umweltministerin Gönner. Baden-Württemberg sei eine der führenden Kompetenzregionen für Umwelttechnik, Ressourceneffizienz und Umweltinnovationen. Im Jahr 2007 habe der Anteil der Umweltbranche am deutschen Bruttoinlandsprodukt acht Prozent betragen. Etwa ein Fünftel davon wurde in Baden-Württemberg erwirtschaftet. „Baden-Württemberg profitiert damit im bundesweiten Vergleich überdurchschnittlich stark vom Wachstum in der Umweltbranche.“ Bis 2020 könnte sich die Wirtschaftsleistung auf einen Anteil am Bruttoinlandsprodukt von 14 Prozent nahezu verdoppeln. Nach aktuellen Prognosen würde sich in diesem Zeitraum das Weltmarktvolumen der Umweltindustrien auf 3,1 Billionen Euro erhöhen und gegenüber 2005 etwa verdreifachen. Gönner: „Das sind enorme Potenziale. Wir wollen diese Entwicklung offensiv aufgreifen.“
Schlüsseltechnologie mit enormen Exportchancen
Auch Wirtschaftsminister Pfister sieht in der Umwelttechnik mit ihren zahlreichen Schnittmengen zu anderen Branchen wie beispielsweise dem Automobil- und Maschinenbau oder der Elektrotechnik eine der wichtigsten Schlüsseltechnologien für Baden-Württemberg. „Eine Schlüsseltechnologie, die gleichzeitig enorme Exportchancen bietet“, so der Minister. Aufgrund der hohen Konzentration von Umwelttechnikunternehmen und Forschungsinstitutionen nehme Baden-Württemberg im Bereich der Umwelttechnik in Deutschland und weltweit eine Spitzenstellung ein. „In insgesamt 84 Institutionen im Land wird Forschung und Entwicklung auf umweltrelevanten Gebieten betrieben. Etwa 900 Betriebe erzielen mit knapp 16.000 Beschäftigten einen Umsatz von mehr als 3,6 Mrd. Euro“, sagte Wirtschaftsminister Pfister.
Ein Technologie- und Innovationszentrum Umwelttechnik Baden-Württemberg könne als zentrale Koordinierungsstelle die notwendige übergreifende Bündelung und Verbindung der einzelnen Aktivitäten von Forschungseinrichtungen und Unternehmen voranbringen. „Umwelttechnik Baden-Württemberg soll künftig als Markenzeichen ausgebaut werden“, erklärte der Ministerpräsident. Als weiteres Instrument solle ein Atlas die Unternehmen der Umwelttechnikbranche sowie Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen mit Bezug zur Umwelttechnik in Baden-Württemberg möglichst vollständig erfassen. Er solle einen Überblick über die Unternehmen und ihre Geschäftsfelder sowie ihrer umwelttechnischen Produkte geben. „Durch die Umsetzung all dieser Maßnahmen kann das Land in Zukunft als ,Umweltinnovationslabor Europas' wahrgenommen werden“, so Mappus, Gönner und Pfister.