Bioökonomie 2030: Bundesregierung stärkt die biobasierte Wirtschaft
Am 10. November 2010 starteten das Bundesforschungsministerium (BMBF) und das Bundeslandwirtschaftsministerium (BMELV) gemeinsam die nationale Forschungsstrategie BioÖkonomie 2030. Hierfür stellt die Bundesregierung in den nächsten sechs Jahren deutlich mehr als zwei Milliarden Euro zur Verfügung.
Das Kabinett hat am Mittwoch die „Nationale Forschungsstrategie BioÖkonomie 2030
– Unser Weg zu einer bio-basierten Wirtschaft“ beschlossen. Deutlich mehr als zwei
Milliarden Euro Fördermittel stellt die Bundesregierung dafür in den nächsten sechs
Jahren zur Verfügung. Thomas Rachel, Parlamentarischer Staatssekretär im
Bundesforschungsministerium (BMBF), und Dr. Robert Kloos, Staatssekretär im
Bundeslandwirtschafsministerium (BMELV), betonten bei der gemeinsamen
Pressekonferenz: „Wir wollen mit Forschung und Innovation den Strukturwandel von
einer erdöl- zu einer bio-basierten Industrie ermöglichen. Dieses Ziel ist mit großen
Chancen für Wachstum und Beschäftigung verbunden. Zugleich übernehmen wir auch
international Verantwortung für die Welternährung, die Rohstoff- und
Energieversorgung aus Biomasse sowie für den Klima- und Umweltschutz.“
Die Nationale Forschungsstrategie trage einer nachhaltigen bio-basierten Wirtschaft
Rechnung, die sich am natürlichen Stoffkreislauf orientiert, eine ausreichende und
vielseitige Ernährung sicherstellt und mit hochwertigen Produkten aus
nachwachsenden Rohstoffen ihre Wettbewerbsfähigkeit erhöhe, so Kloos.
Brücke zwischen Technologie, Ökonomie und Ökologie
„Mit der Forschungsstrategie zur BioÖkonomie schlagen wir durch ganzheitliche
Ansätze eine Brücke zwischen Technologie, Ökonomie und Ökologie. Im Wechselspiel
von wissenschaftlicher Kreativität und Ingenieurskunst sollen sich Wissen und
Entdeckungen aus den beiden Gebieten bereichern“, betonte Thomas Rachel.
Weltweit wurde bisher von keinem anderen Land ein derart ganzheitlicher
Forschungsansatz für die nachhaltige Nutzung biologischer Ressourcen vorgelegt.
„Für die Umsetzung dieser Strategie setzen wir ressortübergreifend Schwerpunkte in
der Forschung. Weltweit erwarten wir eine steigende Nachfrage nach Lebensmitteln
sowie Energie und Rohstoffen aus regenerativen Quellen. Bevölkerungswachstum,
Umweltbelastung und Klimawandel verringern jedoch die verfügbaren
landwirtschaftlichen Flächen. Die BioÖkonomie-Strategie soll effiziente und nachhaltige
Lösungen finden“, sagte Kloos.
Innovationsoffensive für die weiße Biotechnologie
Als erste Maßnahme kündigte Rachel eine Innovationsinitiative zur weißen
Biotechnologie an, in der Wirtschaft und Wissenschaft zusammenarbeiten sollen. Für
die Förderung von neuen Forschungsprojekten in der weißen Biotechnologie stellt das
Bundesministerium für Bildung und Forschung bis zu 100 Millionen Euro über fünf bis
zehn Jahre bereit.
Die weiße (industrielle) Biotechnologie ist ein wichtiger Impulsgeber für die
BioÖkonomie. Dabei werden herkömmliche chemische Produktionsprozesse
zunehmend durch den Einsatz von Mikroorganismen oder Enzymen ersetzt. Völlig
neue Produkte können dabei entstehen. Biopolymere als Kunststoffersatz,
umweltverträgliche Chemikalien, Waschmittelenzyme und
Lebensmittelergänzungsstoffe aus natürlichen Quellen gehören zu den Produkten.
Unter BioÖkonomie wird die nachhaltige Nutzung von biologischen Ressourcen wie
Pflanzen, Tieren und Mikroorganismen verstanden. Sie umfasst eine Vielzahl von
Branchen wie Land- und Forstwirtschaft, Gartenbau, Fischerei und Aquakulturen,
Pflanzenzüchtung, Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie sowie die Holz-, Papier-,
Leder-, Textil-, Chemie- und Pharmaindustrie bis hin zu Teilen der Energiewirtschaft.
Bio-basierte Innovationen geben auch Wachstumsimpulse für weitere traditionelle
Sektoren, zum Beispiel im Rohstoff- und Lebensmittelhandel, in der IT-Branche, im
Maschinen- und Anlagenbau, in der Automobilindustrie, in der Umwelttechnologie, in
der Bauwirtschaft sowie in zahlreichen Dienstleistungsbranchen.