Forschungs- und Technologierat Bioökonomie
Auf Anregung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) hat die Deutsche Akademie der Technikwissenschaften (acatech) den Forschungs- und Technologierat Bioökonomie eingerichtet. Der Rat soll wissenschaftlich fundierte Analysen zur nachhaltigen Nutzung von Biomasse entwickeln und Vorschläge für eine nationale Innovationsstrategie machen.
Das Bundesforschungsministerium unterstützt den Forschungs- und Technologierat Bioökonomie in Abstimmung mit dem Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) mit zwei Millionen Euro für drei Jahre. "Der Klimawandel und die wachsende Weltbevölkerung stellen uns vor große Herausforderungen. Wir brauchen eine nachhaltige Nutzung von Biomasse als Ersatz für die endliche Ressource Öl im Einklang mit globaler Ernährungssicherheit. Deshalb setzen wir auf Forschung und Innovation", sagte Bundesforschungsministerin Annette Schavan.
Der Bioökonomierat
Der Rat soll die Entwicklung der Bioökonomie in Deutschland aktiv unterstützen und hierfür Empfehlungen für relevante Forschungs- und Handlungsfelder an Politik, Wissenschaft und Wirtschaft formulieren. Hoch qualifizierte und erfahrene Persönlichkeiten wirken darin mit. Zusammengefasst stehen die vier „F“ für die Arbeit des Bioökonomierates: „Food, Feed, Fibre and Fuel“ (Lebens- und Futtermittel, Rohstoffe und Energie). Es geht um die gesamten Wertschöpfungsketten - von der Urproduktion landwirtschaftlicher Ressourcen bis hin zur Bereitstellung qualitativ hochwertiger Rohstoffe für den Verbraucher.
Projektbeschreibung Bioökonomierat
Den Gründungsvorsitz des Rates übernimmt Prof. Reinhard Hüttl, acatech Präsident und Wissenschaftlicher Vorstand des Deutschen GeoForschungsZentrums GFZ in Potsdam.
Dem Forschungs- und Technologierat gehören folgende Persönlichkeiten an:
- Professor Dr. Achim Bachem (Forschungszentrum Jülich)
- Dr. Helmut Born (Deutscher Bauernverband)
- Dr. Andreas Büchting (KWS SAAT AG)
- Prof. Dr. Thomas Hirth (Fraunhofer-Institut für Grenzflächen und Bioverfahrenstechniken)
- Dr. Andreas Kreimeyer (BASF SE)
- Prof. Dr. Bernd Müller-Röber (Max-Planck-Institut für Molekulare Pflanzenphysiologie)
- Prof. Dr. Manfred Schwerin (Forschungsinstitut für die Biologie landwirtschaftlicher Nutztiere)
- Prof. Dr. Carsten Thoroe (Johann Heinrich von Thünen-Institut)
- Prof. Dr. Wiltrud Treffenfeldt (Dow Chemical Company, USA)
- Prof. Dr. Fritz Vahrenholt (RWE AG)
- Prof. Dr. Joachim von Braun (International Food Policy Research Institute)
- Prof. emer. Dr. Alexander Zehnder (ETH Zürich)
- Dr. Christian Patermann (wissenschaftspolitischer Berater Cluster Biotechnolgie Nordrhein-Westfalen, als ständiger Gast)
Bioökonomierat: Die Teilnehmer der Auftaktsitzung in Berlin
© acatech - Deutsche Akademie der Technikwissenschaften
Der Forschungsrat Bioökonomie wird sämtliche Nutzungsformen von Biomasse von der Ernährung bis zur Bioenergie in den Blick nehmen. Schavan: "Der Bioökonomierat wird Brücken schlagen zwischen Wissenschaft und Wirtschaft, zwischen Technologie, Ökologie und Ökonomie." Bioökonomie umfasst alle Bereiche, die biologische Ressourcen boden- oder wassergebunden produzieren beziehungsweise gewinnen, verarbeiten oder direkt nutzen. Treibende Kräfte der wissensbasierten Bioökonomie sind die steigende Nachfrage nach hochwertigen Lebens- und Futtermitteln, die Bedrohung der Biomassebereitstellung durch Klimawandel, die effiziente Nutzung biobasierter Technologien und eine stärkere Unabhängigkeit von fossilen Rohstoffen.
Die acatech - Deutsche Akademie der Technikwissenschaften - vertritt die Interessen der deutschen Technikwissenschaften im In- und Ausland in selbstbestimmter, unabhängiger und gemeinwohlorientierter Weise. Als Arbeitsakademie berät acatech Politik und Gesellschaft in technikwissenschaftlichen und technologiepolitischen Zukunftsfragen auf dem besten Stand des Wissens. Darüber hinaus hat es sich acatech zum Ziel gesetzt, den Wissenstransfer zwischen Wissenschaft und Wirtschaft zu unterstützen und den technikwissenschaftlichen Nachwuchs zu fördern. acatech tritt ein für nachhaltiges Wachstum durch Innovation.
200 Millionen Euro für "Zukunftsinitiative Bioenergie und gesunde Ernährung"
Das BMBF stellt im Rahmen der "Zukunftsinitiative Bioenergie und gesunde Ernährung" in den nächsten fünf Jahren insgesamt 200 Millionen Euro für Projekte in der Agrar- und Ernährungsforschung sowie für grundlagenorientierte Projekte in der Bioenergie zur Verfügung. Die Empfehlungen des Forschungsrates Bioökonomie werden unter anderem zur konkreten Ausgestaltung und Weiterentwicklung dieser Zukunftsinitiative dienen.
Der insbesondere im europäischen Forschungsraum verwendete Begriff der "wissensbasierten Bioökonomie" ("Knowledge-Based Bio-Economy", KBBE) umfasst alle industriellen und wirtschaftlichen Sektoren und ihre dazugehörigen Dienstleistungen, die biologische Ressourcen (Pflanzen, Tiere, Mikroorganismen) produzieren, ver- und bearbeiten oder in irgendeiner Form nutzen. Dazu gehören unter anderem die Land- und Forstwirtschaft, die Nahrungsmittelindustrie, die Fischerei und Aquakulturen aber auch Teile der Chemie-, Pharmazie-, Kosmetik- und Textilindustrie. Experten schätzen, dass im Jahre 2030 biobasierte Produkte mit einem Volumen von weltweit rund 300 Milliarden Euro ein Drittel der gesamten industriellen Produktion ausmachen werden.
Quellen: BMBF - 21.01.09, Internetauftritt der acatech