Forschungsprojekt "Biomasse aus Kurzumtrieb"
Im Rahmen einer Pflanzaktion wurde am 29. April in Buchen-Oberneudorf (Neckar-Odenwald-Kreis) das Forschungsprojekt "Biomasse aus Kurzumtrieb" gestartet. Ziel des Projekts ist es, im Zeitraum von 2008 bis 2012 150 Hektar Anbaufläche für schnellwachsende Hölzer und Miscanthus in Baden-Württemberg zu etablieren und damit den Ausbau der erneuerbaren Energien voranzutreiben.
Miscanthus x giganteus, das bis zu vier Meter hohe Riesen-Chinaschilf, hat vielfältige Verwertungsmöglichkeiten im stofflichen Bereich, derzeit erfolgt in der Regel eine energetische Nutzung.
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"Der Ausbau der erneuerbaren Energien ist eines der wichtigsten Zukunftsthemen für unser Land. Dabei können Kurzumtriebshölzer und Miscanthus in der Zukunft interessante Ergänzungen der vorhandenen Biomassepotenziale sein. Allerdings stehen wir dabei erst am Anfang. Das Projekt "Biomasse aus Kurzumtrieb" soll Chancen und Risiken klären und wichtige Ergebnisse für die Praxis liefern", sagte der baden-württembergische Minister für Ernährung und Ländlichen Raum, Peter Hauk MdL, im Rahmen einer Pflanzaktion in Buchen-Oberneudorf (Neckar-Odenwald-Kreis).
"Nur ein Viertel der in Deutschland verbrauchten Primärenergie wird im Land produziert. Aus Gründen der Versorgungssicherheit müssen wir unsere Energieversorgung deshalb auf eine breitere Basis stellen. Vor dem Hintergrund des Klimawandels und seiner Folgen kann dies nur auf der Basis erneuerbarer Energien erfolgen", ergänzte Hauk. Versorgungssicherheit und Reduktion der Treibhausgase könnten nur in einem umfassenden energiepolitischen Ansatz erreicht werden. Zentrale Punkte seien die Steigerung der Energieeffizienz und der Ausbau erneuerbarer Energie.
Biomasse zur energetischen und stofflichen Nutzung
Zur Erreichung dieser ehrgeizigen Ziele sei auch das große Potenzial, das in der energetischen und stofflichen Nutzung von Biomasse steckt, verstärkt zu mobilisieren und effizient zu nutzen. "Der Rohstoff Holz spielt wegen seines breiten Einsatzspektrums traditionell die wichtigste Rolle bei der energetischen und stofflichen Nutzung, insbesondere für die Wärmegewinnung, aber auch für die stoffliche Verwertung. Eine weitere, wichtige Perspektive könnte die Erzeugung synthetischer Biokraftstoffe werden", betonte der Minister.
Um bei einer kontinuierlich steigenden Nachfrage nach Biomasse, und dabei vor allem nach Holz, Angebotsengpässe zu vermeiden und die Nachhaltigkeit zu sichern, müssen weitere Potenziale erschlossen werden. Kurzumtriebshölzer wie Pappel und Weide sowie Miscanthus (Chinaschilf) könnten künftig eine solche Rohstoffquelle darstellen. Allerdings fehlen bislang ausreichende und nachvollziehbare Praxiserfahrungen aus Baden-Württemberg.
"Mit einem umfassenden Forschungs- und Entwicklungsprogramm wollen wir die offenen Fragen klären. Zentrale Bestandteile sollen die Beratung und die Begleitung der Produzenten auf rund 150 Hektar Anbaufläche sein, die in einem ersten Schritt entstehen werden. Daneben werden wir die Verwendung im stofflichen und energetischen Bereich prüfen und die Ernte- und Transporttechnik untersuchen", skizzierte Minister Hauk die Maßnahmen des Landes. Diese Maßnahmen werden durch das Landwirtschaftliche Technologiezentrum Augustenberg und die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Freiburg koordiniert.
Schwerpunkte des Projekts
Ziel des Forschungsprojekts "Biomasse aus Kurzumtrieb" ist es, im Zeitraum von 2008 bis 2012 150 Hektar Anbaufläche für schnellwachsende Hölzer und Miscanthus in Baden-Württemberg zu etablieren. Schwerpunkte des Projekts sind:
- Untersuchungen zu Produktionstechnik, Ertragsprognosen, betriebswirtschaftliche Kennzahlen
- Untersuchungen der Umweltwirkungen
- Verbraucherschutz durch Überwachung der Pflanzgutqualität
- Fundierte fachliche Beratung zur Unterstützung der Anbauseite
- Anbauoptimierung von Biomasse im Hinblick auf ökonomische und ökologische Faktoren
Zusatzinformationen
Kurzumtriebsbewirtschaftung
Darunter versteht man Anbau und Nutzung von Bäumen innerhalb von kurzen Zeitintervallen. Der Umtriebszeitraum, d.h. der Zeitraum von Flächenanlage bzw. Neuausschlag bis zur Ernte, von zwei bis 20 Jahren ist deutlich geringer als bei einer üblichen forstlichen Bewirtschaftung. Möglich werden diese kurzen Zeiträume durch schnellwachsende Baumarten. Sie schöpfen bereits nach wenigen Jahren ihr Wuchspotenzial aus und regenieren sich nach der Ernte. Die im Boden verbleibenden Wurzelstöcke treiben erneut aus. Mit einer Kurzumtriebsbewirtschaftung werden derzeit zwei Produktlinien verfolgt. Neben Energieholz für Hackschnitzelheizung oder Pellets kann auch Industrieholz für Zellstoff oder Holzwerkstoffe erzeugt werden. Als wichtigste Baumarten werden hierzu Pappel-Arten und Weiden eingesetzt.
Miscanthus (Miscanthus x giganteus)
Dies ist ein ausdauerndes Gras und wird bis zu vier Meter hoch. Der Spross stirbt über Winter ab. Es stammt ursprünglich aus Asien. Im ersten Jahr findet keine Ernte statt. Ab dem zweiten Jahr wird möglichst spät, jedoch vor dem Wiederaustrieb (März/April) geerntet. Das Material wird durch Erntemaschinen gehäckselt und als Ballen gepresst. Theoretisch bestehen vielfältige Verwertungsmöglichkeiten im stofflichen Bereich (z.B. Dämmplatten, Verpackungsmaterial, Zellstoff). Derzeit erfolgt in der Regel eine energetische Nutzung.