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Weiterer Ausbau der bioliq®-Pilotanlage am KIT

Das am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) entwickelte bioliq®-Verfahren ermöglicht es, aus Stroh und anderen land- und forstwirtschaftlichen Reststoffen vollsynthetischen Diesel- oder Ottokraftstoff herzustellen. Nach den bereits finanzierten Ausbaustufen I und II der Pilotlinie kann das KIT nun auch die noch fehlenden Stufen der Gasreinigung und der Kraftstoffsynthese realisieren. Bund und Land fördern den Ausbau der Pilotanlage auf dem KIT-Campus Nord mit insgesamt 11 Millionen Euro.

Der Reaktor zur Herstellung von bioliqSynCrude® am KIT-Campus Nord - die erste Stufe im bioliq®-Verfahren. © KIT, Markus Breig

Synthesekraftstoffe, auch BtL-Kraftstoffe genannt (Biomass to Liquid), werden aus Reststoffen wie Stroh und Holzabfällen hergestellt. Solche Reststoffe eignen sich weder als Nahrungs- oder Futtermittel, noch beanspruchen sie zusätzliche Anbauflächen. In dem vierstufigen bioliq®-Verfahren wird am KIT ein Kraftstoff hergestellt, dessen Qualität über dem herkömmlicher Biotreibstoffe und selbst der Mineralölprodukte liegen wird.

Für den Ausbau der Stufen III und IV im bioliq®-Prozess, der Gasreinigung und der Kraftstoffsynthese, überreichte Staatssekretär Gert Lindemann aus dem Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) dem KIT-Vizepräsidenten für Forschung und Innovation, Dr. Peter Fritz, einen Förderbescheid über 10 Millionen Euro. Das KIT erhält das Geld aus dem Sondervermögen „Investitions- und Tilgungsfonds“ des Bundes, das im Rahmen des Konjunkturprogramms II unter anderem Maßnahmen in der Forschung und Entwicklung im Bereich Mobilität vorsieht. „Der vom Karlsruher Institut für Technologie entwickelte bioliq®-Prozess verspricht viele Vorteile gegenüber anderen Biomass-to-Liquid-Verfahren. Deshalb freue ich mich sehr, dass wir die Fertigstellung der Pilotlinie abschließen können“, erklärte Gert Lindemann, Staatssekretär im Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) in Berlin.

Darüber hinaus fördert das Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg das bioliq®-Verfahren mit einem Zuschuss von 1 Million Euro aus Mitteln der EU-Strukturförderung „Regionale Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung (RWB)“ – Bereich Europäischer Fonds für regionale Entwicklung (EFRE).

Mehrere Verfahrensschritte sollen Stroh in Sprit umwandeln

Aus Stroh wird Sprit: das bioliq®-Verfahren zur Herstellung von Kraftstoffen aus Biomasse © KIT

In einem ersten Schritt wird beim bioliq®-Verfahren Biomasse durch eine sogenannte Schnellpyrolyse in ein transportfähiges flüssiges Zwischenprodukt mit hoher Energiedichte (bioliqSynCrude®) umgewandelt. Die Herstellung des bioliqSynCrude® erfolgt dezentral. Dies hat den Vorteil, dass die Biomasse mit geringer Energiedichte nicht über weite Strecken transportiert werden muss. Für die Land- und Forstwirtschaft eröffnen sich hier noch Einkommensquellen. Die Pyrolyse-Pilotanlage auf dem KIT-Campus Nord ist bereits fertiggestellt und erfolgreich in Betrieb.

Die Anlage für die Stufe II, die Vergasung des bioliqSynCrude® in einem Hochdruck-Flugstromvergaser und die Erzeugung von Synthesegas, befindet sich derzeit im Bau auf dem KIT-Campus Nord. Dieser wie auch die nachfolgenden Schritte würden später in zentralen Großanlagen durchgeführt.

Beim anschließenden Syntheseprozess verwenden die KIT-Wissenschaftler eine Route über das Zwischenprodukt Dimethylether mit der anschließenden Umwandlung in Kohlenwasserstoffe mit Benzin- oder Dieseleigenschaften. Dieses vergleichsweise einfache Syntheseverfahren wird erstmals auf die Verarbeitung von Biomasse angewendet. Es erlaubt eine deutlich preisgünstigere Herstellung des Kraftstoffs als bei bisherigen Verfahren. „Wenn wir alle Stufen umgesetzt haben, wird es auch eine bioliq®-Zapfsäule am KIT geben“, betont Dr. Peter Fritz.

 

Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts und staatliche Einrichtung des Landes Baden-Württemberg, die sowohl Aufgaben einer Universität (der früheren Universität Karlsruhe – TH) als auch einer Forschungseinrichtung in der Helmholtz-Gemeinschaft (dem früheren Forschungszentrum Karlsruhe) wahrnimmt. Das KIT ist eine Einrichtung international herausragender Forschung und Lehre in den Natur- und Ingenieurwissenschaften mit 8.000 Beschäftigten und 18.500 Studierenden. Es verfügt über ein jährliches Budget von 700 Millionen Euro. Das KIT baut auf das Wissensdreieck Forschung – Lehre – Innovation.

Seiten-Adresse: https://www.biooekonomie-bw.de/fachbeitrag/pm/weiterer-ausbau-der-bioliq-pilotanlage-am-kit